Die Zahlen sind eindeutig: Im Jahr 2020 erhielten weibliche Gründerinnen nur 1% der VC-Finanzierung in Mittel- und Osteuropa. Dagegen gingen in ganz Europa 90,8% des Kapitals an reine Männerteams. Eine ähnliche Diskrepanz zeigt sich mit Blick auf die Herkunft der Gründer: Erfolgreiche Start-ups werden überproportional häufig von Menschen geführt, die aus „begünstigten Verhältnissen“ stammen.
Eine neue Studie aus Großbritannien nimmt genau diese Zusammenhänge nun in den Blick. Das Gründernetzwerk Cornerstone Partners befragte in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Engage Inclusivity und der NPO Diversity VC 1.186 britische Unternehmen, die im Jahr 2019 „pre-VC“ waren (d.h. noch keine VC-Mittel aufbringen mussten, aber „VC-berechtigt“ waren) und 696 Unternehmen, die 2019 VC-Investitionen ankündigten.
Die Studie ergab, dass 75% der Gründer aus begünstigten sozioökonomischen Verhältnissen stammen, z.B. mit Eltern in leitenden Positionen. Kaum einer dieser Gründer kommt aus Familien, die von Sozialhilfe leben. Das wirkt sich auch auf den Bildungshintergrund aus. 93% der VC-finanzierten Gründer haben eine Universität besucht. 21% haben sogar einen Doktortitel. Zum Vergleich: 42% der britischen Bevölkerung haben eine Hochschulausbildung absolviert, d. h. einen Hochschulabschluss.
Untersucht wurden in der Studie auch die Auswirkungen der ethnischen Herkunft. Nur 1% der befragten Pre-VC- und 3% der VC-finanzierten Gründer in Großbritannien identifizieren sich als Schwarze. 10% der Pre-VC-Gründer identifizieren sich als Asiaten, bei den VC-finanzierten Gründern sind es 7%.
Die komplette Studie sowie konkrete Handlungsempfehlungen der Studienautoren finden Sie hier.
Die hier vorgestellte Studie wurde im Mai 2020 von Cornerstone Partners in Auftrag gegeben, einem Angel-Investment-Netzwerk, das sich auf Investitionen in Unternehmen konzentriert, die von schwarzen und vielfältigen Gründerteams geführt werden. Cornerstone, ein Zusammenschluss von Personen afrikanischer und karibischer Herkunft, wurde durch Erfahrungen von Unternehmen, die großes Erfolgspotenzial aufwiesen, aber Schwierigkeiten hatten, Risikokapital zu erhalten, zu dieser Erhebung inspiriert.
Erstmals erschienen im Beitrag „Founders are a seriously privileged bunch“ am 26. April 2021 im Onlinemagazin Sifted.