
Wenn sich bei einem Portfoliounternehmen ein Liquiditätsengpass abzeichnet, geraten sämtliche Beteiligte unter Handlungsdruck. Insbesondere Private-Equity-Investoren (PE-Fonds) sind in solchen Situationen gefordert, schnell Entscheidungen zur Rettung ihrer Beteiligungen zu treffen. Sie können dabei aber nur innerhalb enger regulatorischer, steuerlicher und vertraglicher Grenzen agieren.
Krisensignale frühzeitig erkennen
Häufig sind zu optimistische Planungen, überraschend negative Cashflows oder ein drohender Verstoß gegen Covenants aus der Akquisitionsfinanzierung erste Anzeichen für eine Krise beim Portfolio. Problematisch wird es, wenn ein taugliches Reporting als Frühwarnsystem fehlt oder Managementberichte die Lage beschönigen. Ein zu später Krisenbefund kostet jedoch wertvolle Zeit für Restrukturierungsmaßnahmen – im schlimmsten Fall droht die Insolvenzverschleppung.
Interessenskonflikte in der Krisenbewältigung
Krisensituationen haben divergierende Interessenlagen zur Folge: Das Management ist operativ gefordert und beim Agieren in Insolvenznähe überfordert, Kreditgeber pochen auf die Einhaltung von Covenants und Informationspflichten, während PE-Investoren möglichst wenig zusätzliches Kapital einsetzen möchten und Haftungsrisiken fürchten. Die Entscheidungsfindung muss unter Zeitdruck, unsicherer Informationslage und komplexen Abstimmungsprozessen erfolgen.
Eingeschränkter Handlungsspielraum der PE-Fonds
(Deutsche) PE-Fonds sind typischerweise über Vehikel zur privaten Vermögensverwaltung strukturiert. Der sogenannte PE-Erlass des Bundesfinanzministeriums vom 16. Dezember 2003 begrenzt ihre operative Einflussnahme auf die Portfolio-Unternehmen. Fonds dürfen weder selbst direkt Kredite aufnehmen noch für die Verbindlichkeiten ihrer Portfoliounternehmen Sicherheiten stellen. Auch eine direkte Geschäftsführung ist unzulässig.
Optionen innerhalb der Fondsstatuten
Folgende Maßnahmen und Handlungsoptionen stehen den PE-Fonds zur Verfügung:
- Nutzung des noch nicht abgerufenen Zeichnungskapitals über sogenannte Equity Commitment Letters;
- Auflage eines SPV oder einer Co-Investmentstruktur, um dem Portfoliounternehmen frisches Geld zur Verfügung zu stellen. Dies erfordert jedoch regelmäßig die Zustimmung der Limited Partner (LPs);
- Unterstützung des Portfoliounternehmens durch Netzwerk, Beraterkontakte und strategische Begleitung, sofern dabei nicht direkt auf die Geschäftsführung des Portfoliounternehmens eingewirkt wird.
Allerdings setzen diese Optionen voraus, dass die dafür erforderlichen Informationen vom Portfoliounternehmen zeitnah erstellt und notwendige Beschlüsse rechtzeitig gefasst werden können.
Handlungsempfehlungen für Fondsmanager
Um handlungsfähig zu bleiben, sollten PE-Fonds bereits vor einer akuten Krise folgende Grundsätze beachten:
- Frühzeitige Identifikation von Risikofaktoren durch ein geeignetes Reporting;
- Vorbereitung möglicher Sanierungsmaßnahmen inklusive rechtlicher und steuerlicher Abstimmung;
- Frühe und klare Entscheidungen im Hinblick auf die Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen;
- Schulung des Managements im Umgang mit Krisenkommunikation und Haftungsfragen.
Nur durch proaktive Planung und abgestimmte Kommunikation lassen sich Krisen strukturiert bewältigen, ohne die Fund-Compliance oder das Investmentziel zu gefährden.
Fazit
Die Bewältigung von Unternehmenskrisen in PE-Portfolios ist ein Balanceakt zwischen rechtlichen Restriktionen, wirtschaftlichen Interessen und zeitkritischer Entscheidungsfindung. Ein strukturierter Handlungsrahmen und vorausschauende Vorbereitung sind entscheidend für eine erfolgreiche Sanierung.
Dieser Beitrag basiert auf dem Vortrag „Stressed Portfolios – Entscheidungsspielräume und Handlungsmöglichkeiten“ von Tobias Jäger und Dr. Stephan Schade (POELLATH) im Rahmen des Digitalevents „Executive Dialog: Stressed Portfolios“ der Unternehmensberatung Wieselhuber & Partner (W&P) am 06. Mai 2025.