Nach Ansicht der Panelisten befindet sich der M&A-Markt europaweit gesehen immer noch in einer „Boomphase“, insbesondere mit Blick auf Investitionen im Vereinigten Königreich und in Südeuropa. Was den deutschen Transaktionsmarkt betrifft, sind die Diskussionsteilnehmer hingegen unterschiedlicher Auffassung: Während ein Teil des Panels einen deutlichen Rückgang von strategischen Investitionen und Private-Equity-Investitionen gegenüber dem Jahr 2014 beobachtet, berichten andere Teilnehmer von einem konstanten Transaktionsgeschäft in den vergangenen Jahren. Einigkeit besteht jedoch dahingehend, dass in der ersten Jahreshälfte 2015 die Transaktionsdichte leicht unterhalb des Durchschnitts des vergangenen Jahres gelegen hat.
Dass das M&A-Geschäft 2015 eher schleppend angelaufen ist, sehen die Panelisten vor allem in der allgemeinen Verunsicherung des Marktes durch die Euro-Krise und in den teilweise hohen Preiserwartungen auf Verkäuferseite begründet. Es gäbe zwar grundsätzlich ausreichend Anlagekapital und auch großes Interesse von Investoren, jedoch sähen sich viele Verkäufer mit der Problematik konfrontiert, dass es zurzeit an attraktiven Investitionsalternativen für ihren Verkaufserlös fehle.
Die Finanzierungslandschaft für Transaktionen hat sich nach Auffassung der Bankenvertreter im Panel seit der Insolvenz von Lehman Brothers im Jahr 2008 erholt und weiter stabilisiert, auch wenn Debt Funds und Unitranchen der traditionellen Bankenfinanzierung zunehmend Konkurrenz machen würden. Es habe gerade in den letzten sechs bis acht Wochen eine hohe Aktivität im Small-, Mid- und Large-Cap-Bereich gegeben. Allerdings habe das Leverage-Niveau trotz der positiven Entwicklung der letzten Jahre noch nicht wieder den Stand von 2006/2007 erreicht. Weiterhin sei positiv zu verzeichnen, dass die Kapitalgeber bei der Finanzierungsvergabe verstärkt auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit (Performance) des Targets achten würden.
Keine neuen Trends gibt es nach Meinung der Diskussionsteilnehmer bei öffentlichen Transaktionen. Auch wenn diese im Einzelfall durchaus interessant und profitabel für einen Investor sein könnten, blieben sie bei Private-Equity-Transaktionen aber weiterhin eine Randerscheinung.
Die Einbeziehung des Managements spielt nach Einschätzung der Panelisten bei Private-Equity- Transaktionen hingegen eine immer größere Rolle. Zum einen seien Managementbeteiligungsprogramme im Rahmen des Bieterverfahrens ein klarer Wettbewerbsvorteil für Private- Equity- Investoren gegenüber strategischen Investoren. Zum anderen seien solche Programme eine ausgezeichnete Methode, die fachliche Expertise der jeweiligen Unternehmensführung mit der strategischen Erfahrung und Kapitalstärke eines Private-Equity-Investors – insbesondere auch im Interesse des Targets – zu verbinden. Aufgrund erfolgreicher Beispiele einer solchen Zusammenarbeit in den zurückliegenden Jahren sei das Ansehen von Private-Equity-Investoren in den Führungsetagen deutscher Unternehmen zudem weiter gestiegen. Deshalb gebe es mittlerweile auch eine hohe Bereitschaft des Managements, in das eigene Unternehmen zu investieren.
Bei den Exitstrategien der Private-Equity-Investoren herrscht nach Aussage der Panelisten überwiegend „business as usual“. Nach wie vor sei der Verkauf für den Private-Equity-Investor das Mittel der Wahl für den Exit. Dabei greife man auf die gesamte Bandbreite der Ausstiegsmöglichkeiten zurück, wie z. B. Trade Sales, Secondaries und IPOs. Auch wenn es zunehmend Beispiele für erfolgreiche längerfristige Investments gebe, habe sich bislang überwiegend das klassische Modell bewährt.
Fazit der Diskussionsteilnehmer: Man geht davon aus, dass sich das M&A-Geschäft bei Private-Equity-Investoren in der zweiten Jahreshälfte deutlich verstärken und 2015 unter dem Strich ein gutes Jahr für die Private-Equity- Branche werden wird. Allerdings erwarten die Panelisten auch, dass die gegenwärtige „Boomphase“ voraussichtlich in den nächsten 12 bis 18 Monaten ihren Höhepunkt erreicht haben wird und dann erhöhte Risiken für einen Abschwung bestehen.
Es diskutierten Dr. Matthias Bruse (P+P), Alexander von Hachenburg (Ferber & Co.), Dr. Peter Hammermann (Equistone Partners), Urs Koegel (Rothschild), Michael R. Phillips (Castik Capital), Alexander Tumminelli (UniCredit Group).