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Continuation Funds sind vereinfacht gesagt Fondsvehikel, die die Halteperiode ausgewählter Assets verlängern und damit flexible Lösungen für ausinvestierte Fonds schaffen, insbesondere am Laufzeitende. Sie werden vor allem dann relevant, wenn ein Fonds noch aussichtsreiche Portfoliounternehmen hält, die sich durch den bestehenden Fonds nicht optimal weiterentwickeln lassen. Durch den Aufbau eines neuen Fonds, der diese Assets übernimmt und weiter finanziert, können Neuinvestoren einsteigen, während Altinvestoren die Wahl haben, auszusteigen oder mitzuziehen.
Funktionsweise und Struktur von Continuation Funds
Ein Continuation Fund entsteht meist dann, wenn ein Fondsmanager (General Partner, GP) feststellt, dass bestimmte Beteiligungen weiterhin Potenzial bieten, dieses aber durch den aktuellen Fonds nicht mehr gehoben werden kann. Der typische Ablauf sieht so aus:
- Ein neues Vehikel (Continuation Fund) wird aufgelegt.
- Neuinvestoren können den Continuation Fund zeichnen und bringen frisches Kapital ein.
- Altinvestoren erhalten aus dem Verkauf an den Continuation Fund Liquidität oder können ihre Beteiligung in den Continuation Fund rollen und das Investment fortführen.
- Die Preisbildung für den Verkauf erfolgt typischerweise durch einen M&A-Prozess und eine Fairness Opinion sowie die Einbindung eines Lead Investors im Continuation Fund, um marktübliche Bedingungen für den Verkäufer und Käufer sicherzustellen.
Die größte Herausforderung liegt im Ausgleich der divergierenden Interessen der Alt- und Neuinvestoren – insbesondere im Hinblick auf die Bewertung des Assets und der Absicherung operativer Risiken.
Herausforderungen und Lösungsstrategien
Continuation-Transaktionen gelten insofern als „Mutter aller Interessenkonflikte“: Altinvestoren streben nach einem möglichst hohen Verkaufspreis, schneller Liquidität und dem Ausschluss einer nachlaufenden Haftung, während Neuinvestoren günstige Einstiegskonditionen, Entwicklungspotenzial und das Zurücklassen von Altrisiken und -lasten suchen. Der Fondsmanager steht in der Mitte – verantwortlich für Transparenz, Fairness und das Management der Interessen für beide Seiten.
Zur Lösung dieser Konflikte kommen Instrumente ins Spiel wie:
- Bieterverfahren zur Preisfindung,
- Anleger- und Anlegerbeiratsbeschlüsse zur Legitimation auf Seiten der Bestandsanleger sowie Verhandlung der maßgeblichen Dokumentation durch den Lead Investor auf Seiten der Anleger des Continuation Funds,
- Fairness Opinions zur Bewertung,
- Versicherungslösungen (z.B. W&I-Policen) zur Haftungsreduzierung für den Bestandsfonds,
- Nachgelagerte Kaufpreiskonzepte (z.B. Earn Outs).
Continuation Funds im Kontext von Stressed Assets
Besonders interessant wird der Ansatz, wenn er auf sog. „Stressed Assets“ übertragen wird – also auf Unternehmen, die Investitionen oder Finanzierung benötigen, sich in einem Transformationsprozess befinden oder sich aus anderen Gründen ein Sanierungs- und Restrukturierungsbedarf ergibt. Wenn das Portfoliounternehmen in dieser Situation nicht mehr vom bestehenden Fonds unterstützt werden kann, steht der GP häufig vor der Wahl, dem schleichenden Niedergang des Assets in der Hoffnung auf bessere Zeiten zuzusehen oder dieses weit unter Wert an Dritte weiterzugeben. Hier können Continuation Funds:
- den Fortbestand solcher Unternehmen sichern,
- notwendige Transformations- und Sanierungsmaßnahmen finanzieren,
- Wertvernichtung für die Anleger des Bestandsfonds verhindern.
Allerdings gilt: Die Umsetzung solcher Strukturen ist komplex. Neben der eigentlichen Transaktion muss der Transformationsprozess vorbereitet, die Restrukturierung zur Sanierung angestoßen sowie der Finanzierungsbedarf und Bewertungsgrundlagen ermittelt werden. Es fehlt oft die Zeit zur Einbindung eines Lead Investors, der diese Aufgaben in klassischen Continuation-Situationen übernimmt oder zumindest eng überwacht. Umso stärker muss dann der Fokus auf der transparenten und fairen Bewertung des Assets und der Entwicklung eines Sanierungsplanes durch externe Berater und Gutachter liegen.
Fazit – Neue Wege für Fondsmanager und Investoren
Continuation Funds sind längst mehr als ein Nischenthema – sie haben sich zu einem anerkannten Werkzeug des Fondsmanagements entwickelt, noch bestehende Potentiale zu heben und Werte (weiter) zu entwickeln. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit können sie eine Brücke zwischen Stabilität und Wachstum, zwischen Exit und Neuanfang bieten. Gerade bei Stressed Assets eröffnen sie Chancen, vorhandene Werte zu sichern und den Weg für künftige Renditen zu ebnen – vorausgesetzt, Struktur, Bewertung und Kommunikation zwischen allen Beteiligten stimmen.
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Dieser Beitrag basiert auf einem Vortrag im Rahmen des Webinars „Exekutive Dialog – Kann ein Continuation Fund eine Lösungsoption bei Stressed Assets sein? Gedanken zu Anwendungsbereichen, Preisfindung und Umsetzung“ am 07. Oktober 2025. Das Webinar wurde initiiert von der Münchner Unternehmensberatung Wieselhuber & Partner, Referenten waren Volker Riedel, Matthias Müller (beide Wieselhuber & Partner) sowie Tobias Jäger und Dr. Stephan Schade (beide POELLATH).