Das Zusammenspiel von Private Equity und Familienvermögen wird vielschichtiger. Immer mehr Familienunternehmen zeigen sich offen gegenüber Private Equity Strukturen und nutzen diese als willkommene unternehmerische Einkunftsquelle. Andererseits schlüpfen Family Offices zunehmend in die Rolle von Private Equity Investoren und beteiligen sich an anderen Unternehmen. Die vergrößerte Schnittmenge zwischen Private Equity und Familienvermögen wirkt sich auf beide Bereiche positiv aus. Trotz der gemeinsamen Erfolgsgeschichte gestaltet sich das Miteinander jedoch nicht immer reibungslos.
Der Private Equity Investor ist naturgemäß ein Eigentümer auf Zeit. Entscheidend ist für ihn neben der Strategie des Zielunternehmens und ihrer Umsetzung daher immer auch eine klar definierte Exit-Möglichkeit. Letztere soll idealerweise bereits zu Beginn einer jeden Beteiligung klar geregelt sein. Nicht selten steht der Verkauf des gesamten Unternehmens im Zentrum der Exit-Strategie eines Private Equity Investors. Der Investitionshorizont von Unternehmerfamilien mit einem dynastisch verwalteten Vermögen ist hingegen langfristig und erstreckt sich oftmals über mehrere Generationen hinweg. In den Verhandlungen zwischen Unternehmerfamilien und Private Equity Investoren erweist sich der beabsichtigte Exit oft als eine erhebliche Hürde. Auch Familienunternehmen müssen sich beim Einstieg eines Investors auf den Exit einstellen und Vorkehrungen für etwaige Exit-Szenarien treffen. Als Kompromisslösung werden sog. Evergreen-Strukturen und Industrieholdinggesellschaften empfunden, die ebenfalls langfristig investieren und Beteiligungen durchaus länger als 20 Jahre halten. Denn solange sie sich für den besten Eigentümer halten, gibt es aus Sicht solcher Investoren auch keinen Grund, eine Beteiligung zu verkaufen.
Die Frage nach dem am besten geeigneten Eigentümer stellen sich hingegen nur die wenigsten Family Offices. Oftmals fällt es den Entscheidungsträgern schwer, den Blickwinkel eines außenstehenden Private Equity Investors zu übernehmen. Anders als bei Private Equity Investoren steht bei Investitionsvorhaben von Family Offices nicht allein die Rendite im Fokus. Das Investitionsverhalten von Family Offices wird oft wesentlich von der Familie geprägt und ist damit durchaus individuell. So verfolgen manche Family Offices eine gezielt auf sinnvolles gesellschaftliches Engagement gerichtete Anlagestrategie, andere betätigen sich als Business Angels oder investieren vornehmlich konservativ in Bereiche, die einer langsamen Entwicklung unterliegen und eventuell weniger risikoträchtig sind. Um diese renditeunabhängigen Investitionsziele zu verwirklichen, verzichten einige Family Offices sogar aktiv auf Wachstum und Wertsteigerung.
Das unterschiedliche Investitionsverhalten von Family Offices und Private Equity Investoren ist jedoch nicht allein Einstellungssache: Die Denk- und Arbeitsweise eines Private Equity Investors zu übernehmen, fällt Family Offices auch deshalb schwer, weil ihnen die erforderlichen Kapazitäten dazu fehlen. Nicht zuletzt sind Familienunternehmer auch aus steuerlichen Gründen eher zurückhaltend, wenn es darum geht, eine Beteiligung zu verkaufen und investieren vor diesem Hintergrund lieber langfristig. Bei langfristigen Beteiligungen gilt es, den sog. Generational-Leadership-Change zu bewältigen und frühzeitig geeignete Vorkehrungen zu treffen. Ein Investitionsvorhaben ist auch immer abhängig von der Person des Managers. Bei einer langen Investitionslaufzeit von 20 Jahren oder mehr muss sowohl auf Ebene des Managements als auch auf Beraterebene ein Generationswechsel vollzogen werden, der von der Unternehmerfamilie mitgetragen werden muss.
Besteht ein Familienunternehmen über mehrere Generationen hinweg, steigt üblicherweise die Anzahl an Gesellschaftern aus der Familie. In derartigen Konstellationen sind bei weitem nicht mehr alle Familiengesellschafter Teil der Unternehmensführung. Das schafft zunehmend emotionale Distanz zum Unternehmen. Die Blickrichtung der Familiengesellschafter richtet sich dann eher auf die Frage, wie mit dem zur Verfügung stehenden Kapital verfahren wird. Diese Entwicklung fördert auch die Bereitschaft, kritisch zu hinterfragen, ob die Unternehmerfamilie selbst noch der bestmögliche Eigentümer der Beteiligung am eigenen Unternehmen ist. Kommen die Gesellschafter dabei zu dem Schluss, dass dies nicht länger der Fall ist, sind sie auch eher bereit, neue Wege der Kapitalverwendung einzuschlagen.
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