
Unter dem Titel „Eine neue VC-Agenda für Deutschland und Europa – Warum wir privates Wachstumskapital mobilisieren müssen und wie wir das schaffen“ haben die Internet Economy Foundation (IE.F), der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK), der VC-Investor Lakestar und die Kanzlei Schalast Law│Tax die Bedeutung von Wagniskapital für die Wirtschaft sowie die größten Hürden für Venture Capital in Deutschland und Europa analysiert. Positiv bewerten die Studienautorinnen und -autoren die Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups, die sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert hätten. Das große „Aber“ folgt jedoch auf dem Fuße: Denn gleichzeitig zeige die Studie auch, dass Europa im Wettbewerb um Wagniskapital noch nicht auf Augenhöhe mit den USA und Asien – vor allem China – sei.
Wachsender Markt, hohe Hürden
2022 wurden in Deutschland rund 9,4 Mrd. Euro Wagniskapital von Beteiligungsgesellschaften und anderen Investoren in Start-ups investiert. Das war zwar weniger als im bisherigen Rekordjahr 2021 (15 Mrd. Euro), aber mehr als doppelt so viel wie noch 2020. Der Vergleich mit den USA zeigt aber, wie hoch der Nachholbedarf ist: Um zu den USA aufzuschließen, betrage laut Studie der zusätzliche Kapitalbedarf von 2023 bis 2030 rund 91 Mrd. Euro bzw. 11,4 Mrd. Euro pro Jahr.
Noch immer sind die Hürden für Start-ups in Deutschland hoch. Es mangelt an privatem Kapital von institutionellen Investoren, die rechtlichen Rahmenbedingungen sind international nicht wettbewerbsfähig und die Teilhabemöglichkeiten von Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen an der Wertschöpfung von Start-ups und jungen Unternehmen ist nach wie vor unzureichend. Für Dr. Klaus Hommels, Gründer und Vorsitzender von Lakestar, wichtige Anknüpfungspunkte, um den Standort Deutschland bzw. Europa gezielt zu fördern. „Es geht darum, die strukturellen Weichen zu stellen, um Kapital zu mobilisieren, mit dem wir Innovation fördern. Innovation muss in Europa und Deutschland ein Zuhause haben. Es wäre doch dramatisch, wenn der nächste Biontech-Gründer es erst gar nicht in Erwägung zieht, in Europa zu gründen. Europas digitale Souveränität und Wohlstand sichern wir letztlich nur durch eine selbstbewusste Regulierung und einen massiven Zufluss an europäischem Kapital.“
Konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik
Der Bundesregierung ist der Handlungsbedarf durchaus bewusst, wie die im Sommer 2022 vorgelegte Start-up-Strategie zeigt. Die Studienautorinnen/-autoren benennen zudem fünf konkrete politische Handlungsempfehlungen, um die politische Umsetzung möglichst schnell voranzutreiben:
- Mobilisierung von Vermögen – Privates Kapital stimulieren und es in die richtigen Bahnen lenken
- Abbau von Hürden – Den Rechtsrahmen international wettbewerbsfähig gestalten
- Mehr Diversität – Frauen unterstützen, in Start-ups und Venture Capital Fonds zu arbeiten
- Bessere Unterstützung von Ausgründungen – Die Potenziale bei der Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen nutzen
- Wissenstransfer – Die Vorzüge von Investitionen in Wachstumskapital in den Köpfen von Bevölkerung und Entscheidungsträger/innen verankern
Komplette Studie lesen:
Eine neue VC-Agenda für Deutschland und Europa_Warum wir privates Wachstumskapital mobilisieren müssen und wie wir das schaffen