Diesen Fragen widmete sich am 08. November 2022 auch das 25. Münchner M&A-Forum im Münchener Literaturhaus. Diskussionsteilnehmer waren Dr. Henning Hilke, Partner der Kanzlei Hengeler Mueller und Experte zum Thema Akquisitionsfinanzierungen, Khalid Afras, Debt Advisor bei Clearwater International sowie Natalie Venc, Investment Director bei Eurazeo.
Nach einer Begrüßung durch Dr. Daniel Wiegand, Partner mit Spezialisierung auf M&A-Transaktionen bei Hengeler Mueller, führten Dr. Henning Hilke sowie Khalid Afras in die Thematik der Akquisitionsfinanzierungen mit Blick auf das aktuelle Marktumfeld ein.
So seien die vergangenen Jahre laut Hilke aufgrund des Negativzinsumfeldes von einer hohen Liquidität im Markt sowie einem „Anlagedruck“ sowohl auf Sponsoren- als auch auf Darlehensgeberseite geprägt gewesen. Zugleich führte eine stark gestiegene Aktivität von Debt Funds dazu, dass auch viele anspruchsvolle Transaktionen ermöglicht werden konnten und der Wettbewerb auf Seiten der Darlehensgeber deutlich zunahm. Dieser Wettbewerb trug nicht unerheblich zu einer hohen Anzahl an M&A-Transaktionen bei.
Der aktuell gegenläufige Trend sei nicht nur in der allgegenwärtigen Inflation und der infolgedessen eingeläuteten Zinswende begründet, sondern auch mit Lieferkettenproblemen, der politischen Unsicherheit, etwa durch den Angriffskrieg auf die Ukraine, sowie der „Zero-Covid-Strategie“ Chinas. Dies alles führte zur Zurückhaltung bei der Kreditvergabe und somit zu Finanzierungslücken auf Fremdkapitalseite.
Khalid Afras wies jedoch auch auf erfolgreiche Transaktionsfinanzierungen trotz der gegebenen Marktunsicherheiten hin. Dass LBO-Transaktionen auch bei einer angespannten Marktlage möglich sind, veranschaulichte Afras anhand des Beispiels der Bäckerei Görtz, an welcher der nordeuropäische Finanzinvestor FSN Capital eine Mehrheitsbeteiligung erworben hat. Trotz der Energiekrise, der gestiegenen Lebensmittelpreise und des „Bäckereisterbens“ finanzierte Pemberton die Transaktion. Grund hierfür war „Customer Relationship“, also dass die Bäckerei untechnisch gesprochen „bekannt und bewährt“ war.
Nachhaltigkeit und ESG sorgen für Stabilität
Wichtiges Kriterium für die Finanzierung einer Transaktion kann auch die Aktivität in einem Sektor sein, welcher sich als robust im schwierigen Marktumfeld bewiesen hat, namentlich etwa die IT- oder HealthCare-Branche. Aber auch die Erfüllung sog. ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) können heutzutage für die Kreditvergabe entscheidend sein. Dies zeigt auch das Beispiel des Unternehmens Heizkurier, bei welchem der Investor Nord Holding von einem Wachstumskurs ausgeht, da der anhaltende Trend zur energetischen Gebäudesanierung den Bedarf an mobilen Heizungen hochhält.
Natalie Venc betonte, dass nachhaltige Unternehmen derzeit insgesamt besser aufgestellt seien. Aber nicht nur ESG-Kriterien können Wegbereiter für Transaktionen sein, auch ein höherer Eigenkapitaleinsatz kann Finanzierungslücken schließen. 40% Eigenkapital müsse man dabei mindestens mitbringen, 45% seien bei komplexeren Transaktionen auch in den kommenden Monaten Voraussetzung, so Venc. Als weitere Möglichkeit, Akquisitionen zu finanzieren, wurden im Rahmen des M&A-Forums Verkäuferdarlehen ins Spiel gebracht. Dabei wurde auch auf den neuen Trend der Zinsabsicherung hingewiesen. Doch auch klassische Finanzierungsbedingungen, wie höhere Zinsen, können in einem schwierigen Marktumfeld die Kreditvergabe ermöglichen.
Khalid Afras erwartet, dass das angespannte Marktumfeld mit all seinen Unsicherheiten zum „new normal“ werde und eine Trendumkehr auf dem M&A-Markt eine Frage der Zeit sei. Es zeigt sich, dass Akquisitionsfinanzierungen auch im aktuellen Marktumfeld möglich bleiben und die Panelisten zeigten sich insgesamt optimistisch mit Blick auf das Transaktionsjahr 2023.
Das Münchner M&A Forum (MMA) bietet eine Plattform für Vorträge und Diskussionen über aktuelle wirtschaftliche und rechtliche Entwicklungen und deren Auswirkungen auf M&A-Transaktionen. MMA freut sich als unabhängiger Veranstalter, Verantwortliche aus Unternehmen, Kanzleien, Beratungsgesellschaften, der Justiz und der öffentlichen Verwaltung begrüßen zu dürfen.
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