
Um für die Allgemeinheit nützlich und wirtschaftlich relevant zu werden, müssen viele Erfindungen, die als Ergebnisse der Grundlagenforschung aus Universitäten oder anderen Forschungseinrichtungen hervorgehen, auf ihrem Weg durch den Wirtschaftskreislauf weiterentwickelt und aufgewertet werden. Dieser Prozess erfordert in der Regel große finanzielle Mittel und ein langfristiges Engagement – etwas, das nicht immer ohne weiteres verfügbar ist. Raluca Deaconu vom Europäischen Investitionsfonds (EIF) und PE-Magazin-Autor und P+P-Anwalt Dr. Simon Schachinger haben im Rahmen der MUPET 2020 diskutiert, wie Technologietransfer-Fonds dabei helfen können, eine Brücke von der Grundlagenforschung zu marktreifen Produkten zu schlagen.
Technologietransfer (TT) beschreibt im Großen und Ganzen den Prozess der Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse aus Forschungsorganisationen und Universitäten in marktfähige Produkte mit Hilfe des Privatsektors. Anstatt einzelne Forschungsprojekte mit ungewissen Erfolgschancen bei der Umwandlung in marktfähige Produkte zu unterstützen, können Investoren ihre Investitionen in TT-Fonds bündeln, die in eine breite Palette von Projekten, Erfindungen und Forschungsergebnissen investieren, um Risiken zu mindern und den Output zu maximieren. Der Transferprozess kann die Gründung neuer Unternehmen (Spin-out-Firmen/Start-ups) und verschiedene Formen der Zusammenarbeit zwischen Universitäten, Forschungsorganisationen, Industriepartnern und spezialisierten TT-Fonds umfassen, z.B. durch Forschungsverträge, Lizenzierung oder den Verkauf von geistigem Eigentum.
Der Technologietransfer ist nach wie vor ein eher politisches Investitionsfeld, das jedoch wirtschaftliche Chancen mit wachsendem Kommerzialisierungspotenzial bietet. Auch wenn private Investoren immer mehr Interesse an diesem Bereich zeigen, bleibt der Europäische Investitionsfonds (EIF) ein entscheidender Akteur, der oft die Rolle des Lead-Investors übernimmt. Zwischen 2006 und 2018 hat allein der EIF einen Betrag von rund 1,7 Milliarden Euro in 38 TT-Fonds in ganz Europa investiert. Während der Markt in den nordischen Ländern und in Westeuropa weiter fortgeschritten ist, wurden in Deutschland vor kurzem in Zusammenarbeit mit der Fraunhofer-Gesellschaft bzw. der Max-Planck-Stiftung zwei TT-Fonds eingerichtet.
Im Rahmen der MUPET 2020 sprach Deaconu auch darüber, welche Anforderungen der EIF stellt, wenn er eine Investition in einen TT-Fonds in Erwägung zieht. Ein weiteres Thema war die rechtliche Ausgestaltung von TT-Fonds. Im Allgemeinen können Technologietransfer-Fonds entweder als Gesellschaften mit beschränkter Haftung oder, wie die meisten Risikokapital- und Private-Equity-Fonds, als Kommanditgesellschaften strukturiert sein. Die Struktur von TT-Fonds unterscheidet sich jedoch wesentlich von traditionellen Fonds, da es eine Vielzahl zusätzlicher Interessengruppen gibt und es nicht möglich wäre, für jedes einzelne Forschungsprojekt, an dem ein TT-Fonds beteiligt ist, eine separate Einheit zu gründen. Deaconu und Schachinger gingen ferner auf Fragen der Besteuerung und bestimmte regulatorische Aspekte von TT-Fonds ein.
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